Die Theorie und Techniken von Radikaler Therapie sind der Radical Psychiatry, der Transaktionsanalyse und dem Co-Counseling entnommen. Alle drei oben genannten Theorien und Praxen ordnen sich dem Ansatz der Humanistischen Psychologie zu. Während der Gruppentreffen kommen verschiedene Methoden aus obengenannten Ansätzen zum Einsatz.
Nach dem Menschenbild von RT sind alle Personen wenn sie zur Welt kommen, liebevolle, kreative, konstruktive Wesen voller Vertrauen und Lebensfreude. Sie haben die Fähigkeit zu lieben, zu denken, sich mit ihrem Körper und ihren Emotionen zu verbinden - und damit sind sie selbst in der Lage die eigenen Konflikte zu lösen und sich zu heilen. Es bedarf dafür jedoch der Zuwendung und Unterstützung anderer.
Im Laufe unseres Heranwachsens und auch im gegenwärtigen Leben wird vieles von diesem Potential verschüttet. Wir haben häufig verlernt uns zu spüren, unsere Fähigkeiten zu zeigen und wertzuschätzen, für unsere Bedürfnisse einzustehen. Gebote/Verbote, Sanktionen und gesellschaftliche Normen werden uns häufig durch erwachsenen Bezugspersonen und andere gesellschaftliche Vertreter*innen vermittelt. Dies kann dazu führen, dass wir Unterdrückungsverhältnisse verinnerlichen.
Das Wort "Radikal" bei RT meint in diesem Zusammenhang die ursprüngliche Bedeutung des Wortes: "Wurzel". Hierbei soll betont werden, dass „psychische Probleme“ ihre Wurzel in gesellschaftlichen Verhältnissen und (verinnerlichter) Unterdrückung haben. Mit Hilfe der Radikalen Therapie können wir diese Wurzeln ansehen, den gesellschaftlichen Ursprung von mangelnder Selbstwertschätzung, einengenden Verhaltensmechanismen, verinnerlichter Unterdrückung und wiederkehrenden Konflikten aufspüren und Schritt für Schritt unsere uneingeschränkte Lebensenergie und Intelligenz wiedergewinnen, sowie uns mit anderen verbinden um gemeinsam an gesellschaftlichen Veränderungen zu arbeiten. Und "Radikal" meint auch, dass wir unseren Heilungsprozess selbst in die Hand nehmen, uns nicht auf Therapeut*innen verlassen, sondern uns selbst als Expert*in des eigenen Lebens und unserer Entwicklung ansehen.
Bei RT können wir wahrnehmen, welche Auswirkungen tatsächliche und verinnerlichte Unterdrückung für uns hat. Dem setzen wir entgegen:
- Kooperation: uns mit anderen solidarisch zu verbinden
- für uns und unsere Bedürfnisse und Interessen einstehen
- Unterstützung bekommen und geben
- Beziehungen zu anderen Menschen transparent und ehrlich gestalten
- Verantwortung für die eigene Veränderung zu übernehmen
- uns und andere wertzuschätzen
- eigene Gefühle wahrnehmen und ihnen Raum zu geben
- unser Potential wieder freier entfalten